Für Mannheim im Landtag

Dr. Stefan Fulst-Blei

Schätze im Mannheimer Norden: Besuch des Gedenksteins zum Großwaldbrand 1976 im Käfertaler Wald

Veröffentlicht am 09.08.2022 in Allgemein
 

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Schätze im Mannheimer Norden“, zu der der Mannheimer Landtagsabgeordneter Dr. Stefan Fulst-Blei (SPD) einlud, konnten sich interessierte Bürger:innen über den Großwaldbrand 1976 informieren. Begleitet wurde die Führung von Bernhard Mäder, Geschichtswerkstatt Käfertal, Uwe Mauch, Zeitzeuge und Forstdirektor a.D. Sebastian Eick.

Ein steinernes Mahnmal, ein großer Findling aus dem Odenwald, erinnert im Wald bei Blumenau an die Brandkatastrophe im Juli 1976, die seinerzeit 140 Hektar Waldfläche vernichtete und einen Schaden von 3,5 Millionen DM verursachte. Auch den über 1000 Helfenden, Feuerwehrleute, Soldaten und Freiwilligen wird in der Inschrift gedacht. Zu Beginn der Führung berichtete Bernhard Mäder, damals im Einsatz in der örtlichen Einsatzleitung am Karlstern der Feuerwehr, zum Großbrand.

Am 7. Juli 1976 herrschte in Mannheim große Aufregung: Eine riesige schwarze Brandwolke verdunkelte den Himmel über dem Mannheimer Norden. An mehreren Stellen waren Teile des Käfertaler Waldes in Brand geraten. Das Feuer breitete sich nach einer langen Trockenperiode im Waldgebiet blitzartig aus und bedrohten die an den Käfertaler Wald angrenzenden Siedlungsgebiete und das Tanklager der US-Armee. Vor allem die Stadtteile Schönau und Blumenau waren gefährdet. Das Schützenhaus und das Wasserwerk konnte nur mit Mühe gerettet werden. 140 Hektar Waldfläche wurden vernichtet, fast 1/10 des nördlichen Waldgebietes auf Mannheimer Gemarkung, war den Flammen zum Opfer gefallen. Der Verlust an Holzwerten betrug damals rund zwei Millionen DM, der Verlust an Erholungswert lässt sich nicht schätzen. Im Zuge der Aufforstung 1977 pflanzte man rund eine viertel Million Laubbäume. 5000 Kilogramm Eichensaatgut wurde unter die Erde gebracht. Bernhard Mäder berichtete über die Probleme bei der Funk- Kommunikation mit den Einsatzfahrzeugen , Handy gab es damals noch nicht, über die fehlende technische Ausstattung, die problematische Wasserversorgung für die Löschfahrzeuge und die schwierige Versorgung der rund 1000 Helfer:innen.

Uwe Mauch, Zeitzeuge der Katastrophe erzählte, dass dieser Waldbrand auf sein Leben große Auswirkungen hatte. Bis heute sei er im Katastrophenschutz tätig, im vergangenen Jahr erst war er im Ahrtal. Aus seiner Erinnerung war der Wald vor 15 bis 20 Jahre nach dem Waldbrand aufgeräumt, es gab notwendige Schneisen. Heute sei alles wieder dicht, hier gäbe es Handlungsbedarf. Auch heute noch sei der Funkverkehr eine Katastrophe.

Sebastian Eick, Forstdirektor a.D.: "Der Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und der steigenden Waldbrandgefahr dürfte inzwischen jedem bewusst sein. Auch in Mannheim gibt es fast in jedem Jahr kleinere Waldbrände, die zum Glück schnell entdeckt und gelöscht werden. Bei extremer Hitze und Trockenheit kann es aber auch in Mannheim wieder zu einem Großbrand kommen, wenn durch starke Winde ein kleines Bodenfeuer in die Baumkronen überspringt. Da fast alle Waldbrände die Folge von menschlicher Fahrlässigkeit sind, ist die Aufklärung der Bevölkerung besonders wichtig, um Waldbrände zu vermeiden. Ein funktionierendes Waldbrandmanagement ist notwendig, um Waldbrände erfolgreich zu bekämpfen. Hier kann noch vieles verbessert werden, beispielsweise durch gemeinsame Waldbrandübungen. Unsere Wälder zu erhalten und wo notwendig aktiv in klimastabile Laubmischwälder umzubauen, ist in den Zeiten des Klimawandels die wichtigste Aufgabe der Forstverwaltung."

Gastgeber Stefan Fulst-Blei dankte den drei Experten und Zeitzeugen für ihre spannenden Berichte: „Mannheim ist eine interessante Stadt mit vielfältigen Facetten. Gerade der Mannheimer Norden hat viel zu bieten, der Gedenkstein, der im Alltag oft unter dem Radar unserer Wahrnehmung bleibt, verbirgt eine interessante Geschichte und ist Mahnung, Waldbrände zu verhüten, denn Vorbeugen ist besser als Löschen. Der Gedenkstein ist eine Mahnung für die Zukunft.“