Für Mannheim im Landtag

Dr. Stefan Fulst-Blei

Bundesweites Fachgespräch zum baden-württembergischen Modell der praxisintegrierten Erzieherausbildung

Veröffentlicht am 14.10.2014 in Landespolitik
 

Staatssekretärin Marion v. Wartenberg: „Mit diesem Ausbildungsmodell ist es uns gelungen, den Erzieherberuf auch für neue Zielgruppen attraktiver zu machen. Auch angesichts der Flüchtlingsthematik bietet diese Ausbildung großes Potenzial für Kindertageseinrichtungen.“

Rund 30 Expertinnen und Experten der Erzieherinnen- und Erzieherausbildung aus Bund, Ländern, Kommunen, Trägern und Stiftungen tauschten sich heute (14. Oktober) in Berlin in der Landesvertretung Baden-Württemberg über Möglichkeiten aus, Fachkräfte für Kindertageseinrichtungen zu gewinnen. Ein bundesweit einzigartiges Modell ist die praxisintegrierte Erzieherausbildung (PIA) in Baden-Württemberg. „Mit der praxisintegrierten Erzieherausbildung ist es uns gelungen, das Berufsbild insgesamt attraktiver zu machen und insbesondere auch neue Zielgruppen wie Männer oder Menschen mit Migrationshintergrund als Fachkräfte für den Erzieherberuf zu gewinnen. Angesichts aktueller Herausforderungen, wie etwa dem Zustrom von Flüchtlingen mit ihren Kindern, liegt in diesem Ausbildungsmodell großes Potenzial für Kindertageseinrichtungen“, erklärte Staatssekretärin Marion v. Wartenberg.

 

Kontinuierlich hoher Zuspruch

PIA ist im Schuljahr 2014/2015 erneut sehr erfolgreich gestartet. An den Fachschulen für Sozialpädagogik haben über 1.416 Schülerinnen und Schüler die Ausbildung begonnen. Damit steigt die Zahl der Ausbildungsplätze erneut. „Der große Zuspruch zeigt, dass es uns gelungen ist, die Zielgruppe für eine Erzieherinnen- und Erzieherausbildung zu erweitern “, betonte v. Wartenberg.

 

Ausbildungsmodell von Kitaträgern sehr gut akzeptiert

Bei diesem Ausbildungsmodell erhalten die angehenden Fachkräfte - anders als in der konventionellen vollschulischen Ausbildung - im ersten Ausbildungsjahr rund 793 Euro, im zweiten rund 843 Euro und im dritten rund 889 Euro. Diese Form der Erzieherausbildung wurde erstmals im Schuljahr 2012/2013 an 13 öffentlichen und 13 privaten Schulen angeboten und ist mit 577 Schülerinnen und Schülern mit Ausbildungsvertrag gestartet. Im vergangenen Schuljahr (2013/2014), in dem die Ausbildung zum zweiten Mal angeboten wurde, haben 1.223 Schülerinnen und Schüler mit Ausbildungsvertrag die Ausbildung begonnen. Das waren 644 Schüler mehr als im Vorjahr, die Zahl hatte sich in Runde zwei somit bereits verdoppelt. Im aktuellen Schuljahr 2014/2015 sind insgesamt 65 Klassen beteiligt (32 Klassen an öffentlichen Schulen, 33 Klassen an privaten Schulen). „Dieser starke Ausbau zeigt, dass dieses Ausbildungsmodell von den Trägern von Kindertageseinrichtungen und von den zukünftigen Auszubildenden sehr gut akzeptiert ist“, sagte v. Wartenberg. Allein unter dem Aspekt der Personalentwicklung und Personalbindung biete das Modell große Anreize für die Einrichtungen. Von den Bewerberinnen und Bewerbern werde neben der Ausbildungsvergütung insbesondere der höhere Anteil praktischer Ausbildung in den ersten beiden Jahren als attraktiv betrachtet. Besonders erfreulich sei, dass durch das Ausbildungsmodell auch mehr Männer angesprochen werden: Über 15 Prozent sind männliche Auszubildende.

 

Bewerber spiegeln Vielfalt der Lebenswelten wider

Wie bereits im vergangenen Schuljahr zeigt sich, dass die praxisintegrierte Erzieherausbildung viele Bewerberinnen und Bewerber mit Hochschulzugangsberechtigung oder mit abgeschlossener Berufsausbildung anspricht. Insgesamt haben rund 45 Prozent (640) der Auszubildenden Abitur oder Fachhochschulreife und rund 17 Prozent (246) haben bereits eine Berufsausbildung abgeschlossen. Die Bandbreite an Berufen ist vielfältig. Es finden sich beispielsweise auch Bankkaufleute, Biologielaboranten oder Floristinnen darunter.

 

Bemerkenswert ist auch die große Altersspanne bei den Auszubildenden. Rund zehn Prozent der Auszubildenden (147) sind unter 18 Jahren. Rund 63 Prozent der Auszubildenden (889) sind 18 bis 25 Jahre alt, rund 11 Prozent (155) sind zwischen 26 und 30 Jahre alt, rund 15 Prozent (219) sind zwischen 31 und 50 Jahren und rund 0,4 Prozent der Schülerinnen und Schüler (6) sind über 50 Jahre alt. „Diese Altersmischung ist für die Schulen und Einrichtungen natürlich eine Herausforderung. Aber vor allem ist sie eine große Bereicherung, da die angehenden Erzieherinnen und Erzieher die Vielfalt der Lebenswelten widerspiegeln und sich mit ihren unterschiedlichen Erfahrungen in den Kitas einbringen“, sagte die Staatssekretärin.

 

Auch die kommunalen Landesverbände und die Trägerverbände von Kindertageseinrichtungen bewerten das Ausbildungsmodell sehr positiv. Derzeit werden die Träger, Schulen, Schüler und Praxisanleiter zu ihren Erfahrungen mit der praxisintegrierten Erzieherausbildung befragt. Die Ergebnisse der Befragung werden zu einem Evaluationsbericht zusammengestellt und anschließend veröffentlicht.