Für Mannheim im Landtag

Dr. Stefan Fulst-Blei

FLUCHT - GESTERN UND HEUTE

Veröffentlicht am 23.11.2015 in Presse im Wahlkreis
 

Vogelstang: Sechstklässler der Geschwister-Scholl- Realschule sprechen mit Geflüchteten und dem Landtagsabgeordneten Dr. Stefan Fulst-Blei.

Wie geht es Menschen auf der Flucht? Was haben sie auf der Flucht mitgenommen? Diese und weitere Fragen stellten Schülerinnen und Schüler der Klasse 6 der Geschwister-Scholl- Realschule bei der Veranstaltung „Flucht-Vertreibung-Ankunft“ im Fritz-Esser-Haus, zu der Angelika Weinkötz, Vorständin des AWO-Kreisverbands, und Dr. Stefan Fulst-Blei MdL (SPD) eingeladen hatten. Angelika Weinkötz begrüßte die Talkgäste Frau Margot Hübner und Herrn Abdalla Gdoura.

Stefan Fulst-Blei erklärte in seinem Eingangsstatement, dass seine Familie vor 120 Jahren selbst als Einwanderer von Böhmen nach Deutschland sowie als Kriegsflüchtlinge aus Schlesien eingewandert sei. „Zuwanderung gab es schon immer, in den 60er Jahren war Zuwanderung auf der Vogelstang ein großes Thema und viele Wohnungen sind entstanden“, so Fulst-Blei.

Die 90jährige Frau Hübner schilderte, wie sie 1945 bei Kälte und Sturm mit ihrer Mutter und ihren 6 kleinen Geschwistern, der Jüngste war 3 Jahre alt, aus Schlesien über Leipzig nach Bayern flüchtete. Sie konnten auf der Flucht nur das mitnehmen, was sie tragen konnten. Am schlimmsten war für sie die Unterbringung in Massenlagern und das Misstrauen der Bevölkerung. Sie wurden von den Einheimischen für Arbeitslosigkeit und Diebstähle verantwortlich gemacht.

Abdalla Gdoura, Journalist und Fernsehmoderator, war es zu Anfang wichtig, den Opfern der Terroranschläge von Paris, Mali und Beirut zu gedenken. Nach einer kurzen Einführung in die politischen Verhältnisse seines Heimatlandes Libyen schilderte er die Gründe, warum er in Deutschland einen Platz in Sicherheit und Stabilität gesucht hatte: Gdoura war 7 Monate im libyschen Gefängnis und steht auch heute noch auf der Todesliste, da für ihn die Nachrichten und unzensierte Berichterstattung ein wichtiger Grund seiner Arbeit waren. Abdalla Gdoura wurde während des Gefängnisaufenthaltes schwer verletzt. Mit einem Bauch- und Armschuss wurde er von seiner Familie aus dem Gefängnis freigekauft und nach Tunesien in ein Krankenhaus gebracht. Von Tunesien über Italien erreichte er Mannheim, wo seine Verletzungen am Klinikum Mannheim nachoperiert wurden.

Die Jugendlichen folgten den Ausführungen der Geflüchteten mit großem Interesse. Auf die Frage: „Was wünschen Sie sich für ihr Land?“, sagte Frau Hübner sie wünsche sich Frieden und keinen Krieg und dass die Menschen wieder in ihre Heimat ohne Krieg zurückgehen können. Gdoura hofft, dass es irgendwann in seiner Heimat Frieden gibt und er zurückkehren kann. Fazit von Stefan Fulst-Blei: „Zuwanderung gab es zu jeder Zeit, insbesondere aufgrund von Krieg und Vertreibung. Aber auch heute müssen wir besondere Antworten geben und z. B. massiv in Bildung und Wohnungen investieren“.