Für Mannheim im Landtag

Dr. Stefan Fulst-Blei

Flucht-Vertreibung-Ankunft

Veröffentlicht am 19.10.2015 in Presse im Wahlkreis
 

Schüler der Klasse 9 der Kerschensteiner Gemeinschaftsschule im Gespräch mit Geflüchteten.

Wie geht es Menschen auf der Flucht? Warum sind sie geflohen? Diese und weitere Fragen stellten Schüler der Klasse 9 der Kerschensteiner Gemeinschaftsschule bei der Veranstaltung, „Flucht – Vertreibung- Ankunft“ im Otto-Bauder-Haus, zu der Angelika Weinkötz, Vorständin des AWO-Kreisverband Mannheim und Dr. Stefan Fulst-Blei MdL einluden.
Frau Jutta Schillinger, Fachbereichsleiterin im „Bereich Leben im Alter“, begrüßte die Schülerinnen und Schüler, die Rektorin Frau Senger der Kerschensteiner Gemeinschaftsschule und die Talkgäste Frau Sellu und Herrn Gdoura.

Stefan Fulst-Blei berichtete in seinem Eingangsstatement darüber, dass seine Familie vor 120 Jahren selbst als Einwanderer von der damaligen Tschechoslowakischen Republik nach Deutschland sowie als Kriegsflüchtlinge aus Schlesien eingewandert sei. Weiter erzählte er, dass sein Vater kurz vor dem Mauerbau vom Osten in den Westen geflohen sei. „Zuwanderung gab es schon immer“, so Fulst-Blei.

Die heute 62 jährige Frau Sellu lebt bereits seit 30 Jahren in Mannheim und arbeitet seit 25 Jahren in der Altenpflege. Für sie war der Grund ihre Heimat zu verlassen der Ausbruch des Krieges zwischen Eritrea und Äthiopien. Sie sagte, sie habe Glück gehabt, ihre Flucht dauerte nur 2 Wochen und nach kurzer Zeit erhielt sie auch eine Wohnung, zwar ohne Heizung aber sie war glücklich, denn sie war am Leben. Ihre Deutschkenntnisse erwarb sie vorwiegend aus dem Radio. Sie schrieb sich die Sätze auf und lies sich die Bedeutung der Worte erklären. Frau Sellu sagte zu den Schülern: „Durch Lernen kann man alles erreichen“.
Herr Abdalla Gdoura, Journalist und Fernsehmoderator, stammt aus Lybien. Nach einer kurzen Einführung in die politischen Verhältnisse in Lybien schilderte er seine Gründe, warum er in Deutschland einen Platz in Sicherheit und Stabilität suchte. Gdoura war mehrere Wochen im lybischen Gefängnis und steht auch heute noch auf der Todesliste, da für ihn die Nachrichten und unzensierte Berichterstattung ein wichtiger Grund seiner Arbeit waren. Abdalla Gdoura wurde während des Gefängnisaufenthaltes schwer verletzt. Mit einem Bauch- und Armschuss wurde er von seiner Familie aus dem Gefängnis freigekauft und nach Tunesien in ein Krankenhaus gebracht. Von Tunesien aus erreichte er Mannheim, wo seine Verwundungen am Klinikum Mannheim nachoperiert wurden.

Die Schülerinnen und Schüler folgten den Ausführungen der Geflüchteten mit sehr großem Interesse. Auf die Frage: „Wollen Sie wieder in ihr Land zurück?“, sagte Frau Sellu:„Ich lebe seit 30 Jahren hier, ich habe eine Heimat in Eritrea und eine in Deutschland und viele internationale Freunde“. Abdalla Gdoura: „So lange ich auf der Todesliste stehe, kann ich nicht zurück in mein Land“.

Stefan Fulst-Blei beendete die Talkrunde auch mit Blick auf die zahlreichen Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund mit dem Satz: „Unser Land ist durch Zuwanderung groß geworden, es tut uns gut dass ihr da seid."