Für Mannheim im Landtag

Dr. Stefan Fulst-Blei

Fulst-Blei vor Ort: Frauenhäuser in Baden-Württemberg stehen finanziell auf tönernen Füßen

Veröffentlicht am 03.06.2022 in Pressemitteilungen
 

Mannheimer Frauenhaus auf Spenden angewiesen – sichere Finanzierung fehlt auch nach vier Jahrzehnten Frauenhausarbeit. SPD-Landtagsabgeordneter Dr. Stefan Fulst-Blei trifft Leiterin Nazan Kapan.

Mannheim 3. Juni 2022 Auf den ersten Blick sieht das Mannheimer Frauenhaus wie ein ganz normales Wohnhaus aus. Doch die Geschichten, die die Bewohnerinnen mitbringen, sind meist von großer Tragik und ihre Probleme vielschichtig. „Die Frauen, die zu uns kommen, sind nicht nur von Gewalt betroffen, sondern haben häufig finanzielle Schwierigkeiten und kein soziales Netzwerk, das sie auffangen kann. Deshalb ist für sie das Frauenhaus oftmals die einzige Möglichkeit, um aus den Gewaltbeziehungen zu fliehen,“ so Nazan Kapan. Sie ist die Geschäftsführerin im Mannheimer Frauenhaus e.V. und leitet unter anderem das Mannheimer Frauenhaus. Wenn die Frauen, meist Mütter mit Kindern, im Frauenhaus ankommen, erhalten sie nicht nur ein vorübergehendes Zuhause, sondern auch professionelle Beratung von Sozialarbeiterinnen sowie Unterstützung aus dem großen Netzwerk an Ärztinnen, Psychologinnen, Anwältinnen – je nachdem, was sie gerade brauchen.

Diese wichtige Versorgung für Frauen und Kinder in Not sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit und im Sozialsystem fest verankert sein. So sieht es auch die Istanbul Konvention seit 2011 vor: Pro 10.000 Einwohnende muss ein Frauenhausplatz vorhanden sein. Schon allein die Statistik sollte Grund genug dafür sein: Laut dem Bundesamt für Familie hat bereits jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Gewalt erlebt. Allein in Baden-Württemberg fehlen noch rund 630 Plätze. „Hier gibt es dringenden Handlungsbedarf“, so die Geschäftsführerin. Das Mannheimer Frauenhaus, welches auch Plätze fürs Umland bereithält, finanziere sich aus Mitteln des Landes und der Kommune, sowie von Spenden. Eine sichere Finanzierung sei das nicht, sagt Nazan Kapan, da dies freiwillige Leistungen seien und jederzeit gekürzt werden könnten.

Das sieht auch Landtagsabgeordneter Dr. Stefan Fulst-Blei so, der die Leiterin zum persönlichen Gespräch traf. „Hier muss die Landesregierung endlich ihrer Selbstverpflichtung nachkommen, den Landesaktionsplan gegen Gewalt an Frauen umsetzen und verbindliche Finanzierunggrundlagen auf lange Sicht schaffen. Wir können diese Frauen mit ihren Familien und jene, die ihnen helfen wollen, nicht immer wieder am langen Arm finanziell verhungern lassen.“ Die ständige Suche nach neuen Fördermöglichkeiten, die oft langwierigen Antragsstellungen – all das frisst wichtige Ressourcen, die die Beschäftigten im Frauenhaus lieber anderweitig nutzen würden, um ihren Frauen und Kindern zu helfen. Das Frauenhaus bietet insgesamt 33 Plätze und nimmt im Jahr rund 70 Frauen und Kinder auf. Die Zahl der Anfragen sei weitaus höher, so Kapan. Das liege auch daran, dass die Frauen drei Monate oder länger im Frauenhaus bleiben und so die Plätze längere Zeit nicht neu vergeben werden können. Die Mehrzahl kommt aus Baden-Württemberg und fast alle bringen Kinder mit.

Trotz der ungewissen finanziellen Lage von Frauenhäusern im ganzen Bundesland wird Nazan Kapan nicht müde, sich für die Schwächsten einzusetzen. Ihr liegt es am Herzen auch einen Ort für Frauen zu schaffen, die von Gewalt betroffen und zudem unter Suchterkrankungen leiden. „Diese Frauen haben aktuell keine Chance auf Hilfe, da sie in der Regel von Frauenhäusern nicht aufgenommen werden können. Das ginge nur, wenn das notwendige Fachwissen, ausreichende Räume für Einzelunterbringung und ein kleinerer Betreuungsschlüssel gewährleistet werden könnten. Das ist bei den aktuellen Rahmenbedingungen der Frauenhäuser nicht möglich.“ Doch der Weg für ihr Pilotkonzept ist lang und mühsam. Deshalb möchte Fulst-Blei ihr Projekt jetzt unterstützen und sich in Stuttgart bei der Landesregierung dafür einsetzen. „Mannheim ist seit jeher ein sozialer Schmelztiegel, wir sind es gewohnt für schwierige Probleme gute Lösungen zu finden. Mit diesem Projekt kann Mannheim für andere Städte zum Vorbild werden“, so Fulst-Blei.

Den ersten Erfolg konnte Kapan mit ihren Mitstreiterinnen bereits verzeichnen: Das Pilotprojekt erhielt Finanzmittel vom Sozialministerium – allerdings nur befristet bis März 2023. Dann heißt es wieder Anträge schreiben und erneute Fördergelder beantragen.