Für Mannheim im Landtag

Dr. Stefan Fulst-Blei

Rainer Hinderer: „Wir brauchen die Landärzte jetzt und nicht erst in 14 Jahren“

Veröffentlicht am 09.06.2020 in Landespolitik
 

Der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Rainer Hinderer lehnt die Einführung der Landarztquote als völlig ungeeignetes Mittel zur Bekämpfung des Hausärztemangels im ländlichen Raum konsequent ab:

„Bei meiner Ablehnung orientiere ich mich an der Bewertung dieser Maßnahme durch den Vorsitzenden des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen Prof. Dr. Ferdinand Gerlach, dem Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität Frankfurt. Erstens können Abiturientinnen und Abiturienten noch gar nicht einschätzen, wie ihre Lebenssituation nach sechs Jahren Studium und acht Jahren Weiterbildung zum Facharzt konkret sein wird. Zweitens bekommt ein Medizinstudienplatz in Deutschland damit einen Preis und wohlhabende Eltern werden eine mögliche Strafzahlung mit den Kosten der Ausbildung ihrer Kinder etwa in Budapest vergleichen. Drittens werden die Allgemeinmedizin und die Tätigkeit im ländlichen Raum damit als unattraktiv dargestellt – sozusagen als zweitbeste Wahl gegenüber den anderen Richtungen. Und viertens. Wir brauchen die Landärzte jetzt und nicht erst in 14 Jahren.“

„Deshalb habe ich für meine Fraktion bereits vor drei Jahren ein Konzept zur Verbesserung der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum ausgearbeitet, was inhaltlich völlig unumstritten ist, deren Komponenten aber nicht konsequent genug zur Anwendung kommen.“

Die hochschulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Gabi Rolland ergänzt: „Das Schlimme ist: Die grün-schwarze Koalition kennt all diese Argumente, entscheidet sich dennoch bar jeder Expertise für die Landarztquote und zwingt die Wissenschaftsministerin sowie die medizinischen Fakultäten, etwas umzusetzen, was sie eigentlich nicht wollen. Viel wichtiger wäre, die Beschlüsse aus dem Masterplan Medizinstudium 2020 zur Verbesserung der Position der Allgemeinmedizin im Studium endlich konsequent auch in Baden-Württemberg zur Anwendung zu bringen.“