Für Mannheim im Landtag

Dr. Stefan Fulst-Blei

Schätze im Mannheimer Norden mit Dr. Stefan Fulst-Blei - Erlenhof-Siedlung in Mannheim Neckarstadt

Veröffentlicht am 25.10.2019 in Wahlkreis
 

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Schätze im Mannheimer Norden“, zu der Dr. Stefan Fulst-Blei MdL eingeladen hat, konnten interessierte Bürgerinnen und Bürger die unter Denkmalschutz stehenden Gebäude der Erlenhofsiedlung besichtigen. Begleitet wurde die Besichtigung von Matthias Krebs, Bewohner der Neckarstadt, Wolfgang Schmidt, der seit 70 Jahren in der Erlenhofsiedlung lebt und den Herren Florian Sannwald und Marc Jühlcke von der GBG Mannheim.

Zu Beginn der Führung ging Matthias Krebs zunächst auf die Zeit vor dem Bau der Erlenhofsiedlung ein. 1907 feierte Mannheim sein dreihundertjähriges Stadtjubiläum. Im gleichen Jahr Einweihung des Mannheimer Industriehafens in der heutigen Neckarstadt-West. Diesen Stadtteil gab es damals noch nicht in seiner heutigen Dimension, er befand sich in Entwicklung und war den Neckargärten hervorgegangen. Letzte Überbleibsel dieser Anlagen kann man heute an noch ganz wenigen Stellen in der Neckarstadt-West finden. Die Zeit selbst war geprägt vom Wachstum der Städte, auch Mannheim verzeichnete massive Zuzüge. Die inzwischen auch differenzierte Industrialisierung bot Arbeit und damit die Möglichkeit zum Geldverdienen. Vor allem unverheiratete junge Männer zogen ab 1870 in die Stadt, es mangelte an bezahlbarem Wohnraum. Das Stadtbild war bereits geprägt von Mietshäusern, dennoch wuchs der Bedarf nach Wohnraum stark an. Die Arbeitersiedlungen, die es damals schon rund um die Mannheimer Industriebetriebe gab und die ihre Bewohnerschaft teils mit damals guten Möglichkeiten wie bspw. Gärten, modernen Heizmöglichkeiten und ausreichend Platz versahen und die Arbeiter zugleich an die Fabriken banden, konnten die Wohnungsnot nur abmildern, aber nicht lindern.

Matthias Krebs erklärte, dass die Erlenhofsiedlung auf einem 25000 qm großen Areal im Stadtteil Neckarstadt-West das erste Großprojekt der GBG war. 1926-1927 wurde sie von der kurz zuvor gegründeten Gemeinnützigen Baugesellschaft Mannheim (GBG) zur Linderung der Wohnungsnot nach Plänen von Ferdinand Mündel im Stil der Neuen Sachlichkeit für rund 4,4 Millionen Reichsmark erbaut. Es entstanden 393 Wohnungen für 1442 Personen in insgesamt 51 Häusern. Herr Sannwald ergänzte: „Als Kaution mussten die Mieter einen Sack Zement hinterlegen“. Es stand der Nutzen der Bauten in jener Zeit im Vordergrund ohne Dekoration und Ornamente, zugleich war der Baustil auch ein Zeichen für das neue Mannheim und eine Zeit des Aufbruchs. Durch die moderne Ausstattung der Wohnungen, die begrünten Innenhöfen mit dem Majolikabrunnen aus grünen Kacheln des Karlsruhe Bildhauers Otto Schneider und des weiteren Brunnens aus Muschelkalk des Mannheimer Künstlers Franz Gelb, die Spielplätze und die bezahlbaren Mietpreise waren die Wohnungen in dieser Zeit sehr begehrt. Herr Schmidt ergänzte: „Zur Nahversorgung der Bewohnerschaft gab es unmittelbar im Quartier eine Wirtschaft, eine Bäckerei und Metzgerei und auch zwei Kolonialwarengeschäfte, Schuhmacherei, Obst- und Gemüseladen und auch ein Zigarrengeschäft“. Die Erlenhofsiedlung blieb im Zweiten Weltkrieg nicht von Bombenangriffen verschont. Die Siedlung wurde bis 1953 wieder aufgebaut, wobei man sich weitgehend am Ursprungszustand orientierte. In den 70er Jahren erfolgte die Modernisierung und in den Jahren 2004-2007 wurde die komplette Wohnanlage saniert. Die Anlage befindet sich bis heute im Besitz der GBG.

Seit 2000 ist die Erlenhofsiedlung auf der Liste der Kulturdenkmäler aufgenommen und alle Arbeiten wurden in Kooperation mit der Denkmalschutzbehörde ausgeführt. Bundesweit steht die Siedlung als prägend für den sozialen Wohnungsbau der 20er Jahre. „Mannheim ist eine interessante Stadt mit vielfältigen Facetten. Gerade der Mannheimer Norden hat viel zu bieten, wie die Erlenhofsiedlung, die im Alltag oft unter dem Radar unserer Wahrnehmung bleibt und deren architektonische Besonderheit und Bedeutung für das Stadtbild man trotz häufigen Vorbeifahrens oft nicht wahrnimmt“, so Fulst-Blei.

Bild v.l.n.r. Matthias Krebs, Stefan Fulst-Blei, Wolfgang Schmidt, Marc Jühlcke