Für Mannheim im Landtag

Dr. Stefan Fulst-Blei

Zeitzeugengespräch mit Karla Spagerer – Kindheitserinnerungen an Mannheim in der Nazizeit

Veröffentlicht am 01.08.2020 in Pressemitteilungen
 

Karla Spagerer ist eine der letzten Zeitzeuginnen, die die Nazi-Zeit in Mannheim miterlebt hat. Hautnah und ergreifend erzählte sie in Begleitung des Mannheimer Landtagsabgeordneten Dr. Stefan Fulst-Blei ihre persönlichen Erlebnisse und warum das Erinnern wichtig ist. Die Gesprächsreihe, die im zentralen Lehrgarten in Sandhofen, im ALTER in der Neckarstadt und am Vogelstangsee stattfand, stieß auf ein riesiges öffentliches Interesse – insgesamt haben fast 300 Menschen den Erinnerungen zugehört und vielen weiteren musste durch die Corona bedingten Abstandsregeln abgesagt werden. Weitere Termine sind bereits in Planung.

Karla Spagerer, Jahrgang 1929, hat die Schrecken des Nationalsozialismus im eigenen familiären Umfeld erlebt. Sie ist glücklich in einer Demokratie zu leben und hofft, dass es auch so bleibt. „Für die Demokratie muss man kämpfen“, erklärt Karla Spagerer. Und die über 90-jährige kämpft mit ihren Mitteln für die Demokratie. Sie schilderte die Begebenheiten, die sie in ihrer Jugend in den zwölf Jahren des Nationalsozialismus erlebt hat.

Aus einem politisch engagierten Elternhaus kommend, ist sie wahrscheinlich die letzte Zeitzeugin, die Frauen und Männer rund um die Lechleitner-Gruppe kannte. Diese Gruppe aus Mannheim Gartenstadt hatte aus Kommunisten bestanden, die sich als Widerstandskämpfer dem Nationalsozialismus entgegengestellt hatten. Hausdurchsuchungen, Verhaftungen, Deportationen, Bombennächte – all dies hat Karla Spagerer unmittelbar miterlebt.

Stefan Fulst-Blei und Spagerer wollen mit der Veranstaltungsreihe politische Bildungsarbeit leisten, aber auch die Mannheimerinnen und Mannheimer zum Schutz ihrer Demokratie ermutigen: „Wenn ich so zurückdenke, dann habe ich Angst, dass es wieder geschehen kann, ich habe keine Angst um mich, aber Angst um unsere Kinder und Enkel, die uns folgen“, erklärt Karla Spagerer mahnend. .“Nun an meinem Lebensabend muss ich erleben, dass wir einen Antisemitismus-Beauftragten brauchen, dass jüdische Männer sich nicht mehr trauen, ihre Kippa zu tragen, dass ein Politiker vor seinem Haus mit einem Kopfschuss getötet wurde. Wenn ich im Internet die Kommentare dazu gelesen habe, war ich entsetzt und fragte mich, wann läuten endlich die Alarmglocken? Auch die Nazis haben klein angefangen.“

„Wer einen Zeitzeugen gehört hat wird selbst zum Zeitzeugen und hat den Auftrag, das Gehörte weiterzugeben“, schloss Stefan Fulst-Blei die Veranstaltung ab mit einem klaren Auftrag an die Zuhörenden, sich weiter für unsere Demokratie stark zu machen.